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  Projekt
"Living Spot"

Zur Eröffung "Kunst am Bau" GASAG, Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft, Berlin 28.1.2005

         
         

Concept

setting: ein bürohaus. ein flurabschnitt auf einer etage in diesem bürohaus. der flur ist einer der räumlichen bereiche, die ständig von den mitarbeitern durchschritten werden, ohne in deren direkte aufmerksamkeit zu geraten. ein räumlicher, anonymer, halböffentlicher und kollektiver bereich, der den alltag der mitarbeiter und gäste, ihre wege, ihr verhalten stark bestimmt. ohne bewusst zu werden, ist er ein wichtiger teil ihres lebensraumes, ihres luft- und atemraumes, ihres entfaltungsraumes, in dem sie agieren, sich zeigen, präsent sind, in dem sie ganz einfach leben und nicht wenig zeit verbringen. es ist ein eingegrenzter raum, in architektonischer, funktionaler und zeitlicher hinsicht.

intervention: der raum wird aufgefüllt mit quasi leeren hülsen, er wird verdoppelt und reflektiert sich selbst in dieser erneuten füllung aus luft (seiner eigenen luft) in kleinen räumlichen einheiten. einheiten, unterteilungen durch hauchdünne und hochgespannte membrane. das atemvolumen des raumes hat sich nicht verändert. es wurde kaum materie eingebracht und doch kann die luft nicht mehr geatmet werden. der raum ist noch da und doch kann er nicht mehr durchquert oder durchschritten werden. er wird zur falle, zur lähmung. weiss, milchig, amorph.

aktion: eine person tritt in diesem raum auf, ist in ihm, gehört ihm an und ist ausgeliefert an die enge, den mangel, die schichtungen, die blockade. sie ist gefangen und gelähmt in diesem raum, den sie sonst, ohne ihn überhaupt zu bemerken, atmend durchschreitet. ihr alltäglicher raum wird zu ihrer existentiellen einengung, bedrohung, ja eben zu ihrer gefangenschaft. war das derselbe raum bereits vor seiner reflexiven verdoppelung? diese person beginnt sich zu bewegen, gegen die enge, beginnt sich zu sträuben, beginnt den raum in bewegung zu setzen (den sich auch sonst schon immer beim durchschreiten ahnungslos in bewegung gesetzt hatte). die einheiten verschieben sich, scheinen selbst in atmung und enge zu geraten. DIE ERSTEN MEMBRANE PLATZEN. schreck, stillstand, erweiterung. es wird konvulsivisch, laut, eine partitur aufeinander folgender berstungen und schläge. die bewegung nimmt zu, die einengung schwindet. der raum wird zurückgewonnen.......und wird er zurückgewonnen? er bleibt wieder unreflektiert zurück, die hülse einer monotonen, stupiden organisiertheit, unreflektierte existentiale in einem unbewussten arbeits- und lebenszyklus.

Text: Mari Brellochs

Equipment
1500 Luftballons, Verstärker, 4 Boxen, Mischpult, Headset, 4 Richtmikrophone, Kostüme

Dauer
45 Minuten

Vorlage
Video und Fotos
Kamera: Andreas Dammertz
Fotos: Christian Hoppe